Besser Sticken Teil 6 – Sticken auf hochflorigen Materialien

Das große NähVent ist schon wieder um. Schön war es! Ich bedanke mich für die tollen Workshop-Teilnehmer und Besucher des Events, sowie allen, die daran beteiligt waren.  Danke! Wir haben alle wieder etwas Kräfte getankt und präsentieren Euch heute den sechsten Beitrag zu unserer Besser Sticken Serie, der sich dieses Mal mit „hochflorigen Materialien“ befasst. Ich hoffe, dass ich Euch damit eine kleine Hilfestellung für das richtig Sticken mit Eurer Stickmaschien geben kann.

Sticken auf hochflorigen Materialien

Heute setzen wir uns mit dem Thema „Hochflorige Materialien“ auseinander. Fleece, Teddy, Frottee, Nicky und Samt sind ein paar diese Materialien. Manche sind gewebt, andere gewirkt. Manche sind dazu leicht oder mittel dehnbar. Die Textur und die Dehnbarkeit stellen eine Herausforderung beim Besticken dar.

Das Problem

Einerseits müssen wir bei diesen Materialien vorerst schauen ob sie dehnbar sind, damit wir entscheiden können wie sie stabilisiert werden. Anderseits müssen wir die Textur unter Kontrolle bekommen, damit diese durch die Stiche des Musters nicht hervorschaut. Drittens darf man nicht außer Acht lassen, dass einige dieser Materialien den sogenannten „Hoop Burn“ bekommen, weil die herabstehenden Fäden mit dem Stickrahmen möglicherweise permanent flach gedrückt werden. Nur zur Erinnerung: wir konzentrieren uns in dieser Serie auf unsere Vollstickdatei. Wir haben gelernt, dass Vollstickmuster generell besser aussticken und sich nach der Wäsche nicht zusammenziehen, wenn wir ein Schneidevlies benutzen.

Stabilisierung und Einspannung

Fleece, Frottee, Nicky, manche Teddy Arten: habe ich öfters eingespannt, ohne einen Hoop Burn zu bekommen. Wichtig ist das Du den Rahmen vorspannst! Siehe Beitrag 2 zum Thema „Richtig Einspannen“. Samt würde ich immer auflegen denn hier entsteht Hoop Burn auch wenn Du ein Inlett benutzt hast.

Hast Du Bedenken, dass Du permanente Abdrücke bekommst, dann kannst Du entweder ein Inlett oder diese alternative Methode benutzen:

  • Stickvlies zum Abschneiden und Aufbügeln an der Stelle aufbügeln an der bestickt wird – das verhindert die Dehnung sowie das Zusammenziehen des Musters während des Stickens und nach der Wäsche
  • Ausreißbares oder selbstklebendes Vlies einspannen und das Nähgut anheften (Heftrahmen der Stickmaschine), oder ankleben und trotzdem zusätzlich anheften

  • Eine Deckschicht wasserlösliche Folie auflegen; diese verhindert, dass die Stiche im Stoff versinken

Dann wie gewohnt sticken und am Schluss die wasserlösliche Folie sowie das Papiervlies abreißen. Das aufgebügeltes Vlies einfach so weit es geht abziehen und rundherum mit einer ca. 1cm Zugabe abschneiden.

Teddy

Manche Teddy Stoffe sind sehr dick und haben relativ knubbelige oder hohe Haare. Diese sind schwer einzuspannen, und hier reicht die Deckschicht nicht, um die Fasern zu bändigen und flach zu halten. In solchen Fällen benutze ich einen Trick aus der Industrie, nämlich einen Rahmen mit Deckstichen. Dieser kann grösser sein als das Muster, oder komplett unter dem Muster liegen. Die Idee dahinter ist, dass die Deckstiche in der Stofffarbe gestickt werden und die Stelle, wo das Muster draufkommt, somit quasi „platt“ gestickt wird. Die schlechte Nachricht ist, dass man Sticksoftware haben muss, um solche Rahmen zu digitalisieren. Dazu einfach die benötigte Form digitalisieren, und einen Steppstich ohne Unterlagen und mit Kantenstichen mit einer Dichte von 1 bis 3 anlegen.

Die gute Nachricht ist, dass ich Euch ein paar solcher Rahmen als Freebie angelegt habe. Sie sind für den 10 x 10 cm Stickrahmen und können hier heruntergeladen werden.

Diese Methode kann man bei allen hochflorigen Stoffen benutzen. Hierzu einfach passend einspannen: hier sticke ich auf einem Kunst- Teddy mit relativ langen Haaren. Ganz hohe Haare muss man ein klein wenig zurückschneiden oder rasieren, denn diese sind mit den oben genannten Tricks nicht so einfach zu bändigen. Weil meiner Fasern relativ lang sind habe ich hier eine Deckschicht wasserlöslichen Vlies benutzt. Also: Vlies einspannen und Teddy ankleben. Deckschicht auflegen und den Rahmen sticken. Wasserlössliche Folie entfernen – siehe vorletztes Bild

und anschließend das Muster einfach wie gewohnt sticken. Nicht vergessen auf die Haarwuchsrichtung zu achten – die Harre sollten beim Streicheln in die korrekte Richtung liegen. Bei Fleece und anderen kürzeren Fasern braucht man die Deckschicht nicht.

Nadeln

Bei all diesen Materialien, egal ob gewebt oder gewirkt, kann man ruhig eine Universalnadel mit einer mittleren Kugelspitze benutzen, natürlich passend zur Garnstärke. Bei Nicky würde ich allerdings doch auf eine Nadel mit Kugelspitze (Jerseynadel) zurückgreifen.

Garne

Solange das Garn zur Nadel passt kann man alle Garndicken versticken. Zu überlegen sind zwei Faktoren: Erstens, passt die Garndicke zum Stoff? Nicky würde beispielsweise nach meiner Meinung nicht so toll aussehen, wenn man ihn mit Garnstärke 12 bestickt. Da passen die Proportionen (Scale of Design) einfach nicht. Die meisten von Euch sticken mit der Garnstärke 40. Zweitens ist zu überlegen, wie das Nähgut getragen und gewaschen werden sollte. Polyester Stickgarne sind strapazierfähiger als Rayon Garne. Viele Garne vertragen Chlor und Wäsche sogar bis zu 90 Grad. Wenn Du z.B. Handtücher bestickst, wäre so ein Garn eine gute Wahl. Wenn wir schon von Handtüchern sprechen…

Tipps für das Besticken von Froteeware

Handtücher, oder Badetücher sind immer ein tolles Geschenk. Schnell gemacht und schon praktisch. Hierbei wollen wir keine Bügelvliese auf der Rückseite haben.

So geht es mit Vliesen:

Das Tuch sollte von beiden Seiten gut aussehen. Also als erstes wollen wir das Untergarn in einer ähnlichen Farbe wie das Tuch haben. Wir spannen abreissbares Vlies (Stickgut mit Sprühkleber ankleben) oder wasserlösliches selbstklebendes Vlies ein, legen das Tuch drauf, und wenn notwendig, benutzen Heftrahmen. Normalerweise würde man kein Papiervlies hier benutzen aber bei einer Vollstickdatei wird das Vlies komplett unter den Unterstichen liegen und funktioniert ganz gut dafür. Oben als Deckschicht wasserlösliche Folie ist ein Muss, denn die Schlaufen müssen in Schach gehalten werden!

Mein Tipp: Selbstklebendes Vlies zum Abreißen geht hier auch. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass man beim Abreißen des Vlieses die Schlaufen auf der Rückseite beschädigt und Fäden zieht.

Mein Trick 17:

  1. Ultra starkes wasserlösliches Vlies einspannen und mit einem Tuch nass machen, bis es klebrig wird aber sich nicht auflöst. Tuch draufkleben, Deckschicht auflegen und wie gewohnt sticken.
  2. Kein Ultra starkes Vlies da? Kein Problem. Nimm 4 Lagen von dünnem wasserlöslichem Vlies und bügle sie leicht zwischen zwei Lagen Backpapier mit etwa 2 Punkten Einstellung. Die Lagen verbinden sich und voila, Du hast einen ultra starkes wasserlösliches Vlies.

So geht es mit den Rahmen:

Vlies einspannen (wasserlöslich und selbstklebend, oder den Trick 17 wie oben beschrieben). Tuch auflegen und den Rahmen sticken. Der Rahmen stickt die Schlaufen praktisch platt und bildet einen schönen Hintergrund für das Stickmuster. Wer ganz sicher sein möchte kann natürlich eine Deckschicht auflegen. Diesen Schritt würde ich generell mit der zum Handtuch passenden Farbe (oben und unten) sticken.

Jetzt das Muster wie gewohnt laut der Farbkarte sticken.

Folie auf der Rückseite grob ausschneiden und laut Herstelleranweisung mit Wasser entfernen. Ich verschenke meine Tücher meistens mit der Folie auf der Rückseite (natürlich schön abgeschnitten) mit dem Zettel „Wasche mich vor dem Gebrauch“.  Die meisten Leute waschen die geschenkten Handtücher sowieso.

Mir gefallen die Texturen, die durch solche Rahmen entstehen. Es sieht sauber aus und alle Schlaufen sind platt gestickt, so dass sie auch nach dem Waschen durch die Stickerei nicht herauskommen werden.

Ein Freebie zum Schluss

Ich verschenke gerne Handtücher mit einer sogenannte „Embossed“ Stickdatei. „Embossed“ bedeutet so viel wie „geprägt“. Das Muster besteht nur aus Steppstichen, die Teile des Handtuches platt sticken. Die unbestickten Teile ragen hervor. So entsteht der Eindruck, dass das Wort „Bad“ im Handtuch eingeprägt worden ist. Möchtest Du es probieren? Lade Dir die Datei hier herunter.

Ich wünsche Euch viel Spaß und Erfolg beim Sticken! Im nächsten Beitrag sticken wir Patches, genauso wie man sie aus der Industrie kennt.

Liebe Grüße Eure